Berührender Osterkurs

Mit 22 hoch motivierten und begabten Jugendlichen, größtenteils zwischen 14 und 16 Jahre alt, ist am Freitag nach Ostern der diesjährige Oster-C-Kurs zu Ende gegangen, und es war wieder sehr berührend zu sehen, was für ein großes musikalisches Potential in diesen jungen Menschen steckt und welch bemerkenswerte Fortschritte in nur zwei Wochen intensiver Betreuung an der KMF erzielt werden können.

 

Dies ist zum einen der Tatsache zu verdanken, dass die Jugendlichen hier im Kloster zwei Wochen „unter sich“ sind – zu Hause sind sie zumeist die einzigen in ihrem Alter, die sich mit Kirchenmusik beschäftigen. Aber es ist vor allem auch die hohe Motivation sowohl der Dozentinnen und Dozenten als auch der Jugendlichen selbst, die in den C-Kursen immer wieder eindrucksvoll spürbar wird.

 

So hatte z.B. ein Dozent seinen Schülern am Ostermontag (der Kurs pausierte von Gründonnerstag bis Ostermontag) angeboten, nach der abendlichen Chorprobe noch Orgelunterricht zu erteilen, sofern entsprechendes Interesse besteht. Er hätte wohl selbst nicht erwartet, dass ihm dies eine schlaflose Nacht bereiten würde: Seine 6 Schüler hatten kurzerhand einen durchgehenden Plan ab 23 Uhr gemacht, und der letzte Orgelunterricht fand von 4 bis 5 Uhr morgens statt…

 

Auch in den wenigen Pausenzeiten singt und klingt es überall – so konnte man z.B. die beiden 17-jährigen Orgel-Prüfungskandidaten nach dem Mittagessen beim gemeinsamen jazzigen Improvisieren im Kapitelsaal antreffen, der eine an der Orgel, der andere am Flügel sitzend.

 

Und auch der aus den Teilnehmerinnen und Teilnehmern gebildete Kurschor bot diesmal ganz besondere Möglichkeiten: An einem Abend die Gruppe kurzerhand in einen Frauen- und einen Männerchor getrennt: Die Frauen sangen Hebe deine Augen auf von Mendelssohn, die Männerstimmen eine vierstimmige Motette von Palestrina – nicht gerade typische Literatur für Jugendliche in diesem Alter, und doch ließen sie sich von dieser Musik begeistern.

 

Jeder C-Kurs-Tag beginnt in Schlüchtern mit einer liturgischen Morgenandacht in der historischen Andreaskapelle. Die Rolle des Kantors oder der Kantorin wird dabei in der Regel von den Kursteilnehmern selbst übernommen – und wie berührend ist es doch, wenn selbst 14-jährige Jugendliche den Mut finden, die alten liturgischen Weisen mit großer Ernsthaftigkeit solistisch im Wechsel mit der Gemeinde zu singen.

 

Insgesamt fünf Prüfungen wurden am Ende dieses Kurses abgelegt: Zwei Eignungsnachweise im Fachbereich Chorleitung (beide mit Auszeichnung bestanden!) sowie ein Eignungsweis und zwei C-Prüfungen im Fachbereich Orgel. Bei den letztgenannten C-Prüfungen spielten die beiden Prüflinge beeindruckende und weit über die Anforderungen einer C-Prüfung hinausgehende Werke (u.a. die sogenannte Dorische Toccata und Fuge von Johann Sebastian Bach, die Sonate A-Dur von Felix Mendelssohn Bartholdy und die Première Fantaisie von Jehan Alain). Und auch hier wurde eine Orgelprüfung mit einer Auszeichnung gewürdigt. Die Gemeinden, in denen diese jungen Menschen Orgel spielen oder einen Chor leiten werden, dürfen sich glücklich schätzen.

 

Bei der Abschlussfeier und nach dem Mittagessen am letzten Kurstag flossen zahlreiche Tränen, es wurden die Tage bis zum nächsten C-Kurs abgezählt und die Frage gestellt, warum man bis dahin nicht einfach die ganze Zeit hier im Kloster blieben kann – größere und berührendere Komplimente kann man als Ausbildungsinstitution wohl kaum bekommen!

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