Zeitgenössische Klänge in St. Martin

Bericht eines Kursteilnehmers:

 

Am Wochenende vom 24.08. bis 26.08. nahmen wir, ein bunt gemischter Kurs aus ganz Deutschland, an einem Seminar zu Improvisation an der neuen Orgel der Martinskirche in Kassel teil.

Der Kurs begann mit einer Führung an der neuen Orgel durch Eckhard Manz, den Kantor von St. Martin, der zusammen mit Dominik Susteck aus Köln den Kurs leitete. Die technischen Möglichkeiten, die diese Orgel bietet, hätten das Seminar wohl schon allein ausfüllen können. Trotz der komplexen Technik fanden sich alle von uns nach einer gewissen Zeit an der Orgel gut zurecht dank der Faustregel von Herrn Manz für technische Probleme: „Wie beim Computer: einfach ausmachen die Orgel“.

Doch war das Seminar nicht nur diesem faszinierenden Produkt der modernen Orgelbaukunst gewidmet, sondern auch der Improvisation neuer Musik. So wurden am Freitagabend an Teams von je zwei bis drei Teilnehmern Gestaltungsaufgaben wie „Zerbeulung“, „Einton“ und „Fließende Akkorde“ verteilt, die es am nächsten Morgen vorzustellen galt. Dabei machten wir die Erfahrung, wie schwierig es sein kann, gerade ohne die klassischen Formen Musik zu machen und wie schnell man allein schon die Dur-Moll-Tonalität vermisst, wie auch der Satz „Endlich die erste Dur-Terz an diesem Wochenende“ zeigte.

Inspirieren lassen hatte man sich zuvor noch abends bei dem Konzert von Dominik Susteck können, wo er u.a. Stücke aus seinem selbst komponierten Zyklus „Zeichen“ vortrug. Spannend war auch das Gespräch am nächsten Morgen, wo sich auf Nachfrage von Herrn Schneidewind herausstellte, dass der Komponist sein Stück nur zu etwa 90% notengetreu interpretiert hatte und wir erfuhren, was ein Komponist sich von seinen Interpreten wünschen würde.

Der Samstagnachmittag war dann der Vorbereitung des Gottesdienstes gewidmet: Zu den Chorälen im Gottesdienst entwickelten wir kreative Ideen und schafften den schwierigen Spagat zwischen „Man muss die Gemeinde auch ein bisschen in Ruhe lassen.“ und „Wir haben jetzt 60x denselben Rhythmus gesungen – das ist organisierte Langeweile: Da können wir uns auch mal wehren, das ist unsre Art von Anarchie.“

Im Abschlusstreffen nach dem Gottesdienst wurden bereits Kontaktdaten ausgetauscht, um im privaten Rahmen weitere Improvisationstreffen zu organisieren.

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